Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft für Münchens Bauwirtschaft – eine Baustoff-Bibliothek für die Stadt

Aktualisiert am 16.03.2021

Antrag

In gemeinsamer Federführung werden das Referat für Stadtplanung und Bauordnung und das Referat für Klima- und Umweltschutz gebeten, zusammen mit dem Baureferat die Madaster Plattform über ein Münchner Modellprojekt aus dem Bereich städtischer Bauvorhaben oder/und interessierter Projektentwickler*innen hinsichtlich Kosten und Nutzen zu testen. Die bereits deutschlandweit und auf europäischer Ebene eingeführte Madaster-Plattform ist ein Online-Register für Materialien und Produkte in der bebauten Umgebung.

Das Modellprojekt soll erste Erfahrungen sammeln, um ggf. ein Münchner Baustoffkataster für die Bau- und Immobilienwirtschaft aufzubauen. Idealerweise sollte eine Verknüpfung mit weitergehenden digitalen Lösungen wie dem Digitalem Zwilling und Building Integrated Modelling-Ansätzen (BIM) stattfinden. Eine Zwischenbilanz soll gemachte Erfahrung darstellen und weitere Schritte vorschlagen. Die Verknüpfung mit Forschungsprojekten und der Wissenschaft sowie mögliche Zuschüsse auf Landes-, Bundes- und Europaebne für die weitere Umsetzung sind zu prüfen.

Das Instrument kann ein entscheidender Baustein für die Erreichung der Ziele Klimaneutralität und „Circular Munich“ – Zirkuläres München sein.

Begründung

Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft sind die zentralen Treiber des Wandels der Bau- und Immobilienbranche. Baustoffkataster sind Online-Bibliotheken für verbautes Material und verwandeln damit wertloses Abbruchmaterial in ein wertvolles Materiallager.

Die Baubranche generiert jährlich 200 Millionen Tonnen Bauabfall allein in Deutschland. Baustoffkataster helfen die Wiederverwendung von Materialien zu fördern und gleichzeitig in intelligente Designs zu investieren. Mit der Inventarisierung und Registrierung von Material soll die zirkuläre Organisation von Abbruch, Bau, Renovierung und Management von Gebäuden ermöglicht werden. In der digitalen Baustoff-Bibliothek werden im Gebäude verbaute Materialien und Produkte dokumentiert, ähnlich wie bei der Registrierung von Grundstücken und Liegenschaften beim Grundbuchamt. Die für einzelne Bauwerke generierbaren Materialpässe bieten damit Transparenz über den finanziellen und zirkulären Wert sowie die Qualität von verbauten Materialien und Produkten.

Die Materialpässe enthalten Informationen über die Qualität und Herkunft der Materialien und deren aktuellen Standort. Dies erleichtert die Wiederverwendung und Rückgewinnung von Materialien erheblich. Ein Gebäude wird so zu einem dokumentierten «Lagerplatz» für Materialien. Dies hilft Planenden und Bauträgern, beim Entwerfen, Bauen und Nutzen von Gebäuden. Gleichzeitig ermöglicht der Materialpass Investierenden und Finanzinstituten, den Wert der Materialien in die Gesamtbewertung des Objekts einzubeziehen. Langfristig gedacht könnte sich für Eigentümer*innen dadurch die Möglichkeit ergeben, dass sie ein Gebäude nicht mehr auf null abschreiben müssen, da Materialien immer einen vom Immobilienmarkt unabhängigen Wert behalten. Dies schafft eine neue Dimension der Wertermittlung von Immobilien und fördert zirkuläre Geschäftsmodelle. Mit diesem neuen Standard kann die Bauwirtschaft den Wandel hin zu kreislauffähigen, nachhaltigen Geschäftsmodellen gestalten.

Initiative:
Dr. Julia Schmitt-Thiel
Anne Hübner
Andreas Schuster
Lars Mentrup
Felix Sproll
Klaus Peter Rupp
Nikolaus Gradl

SPD/Volt-Fraktion

Mona Fuchs
Julia Post
Paul Bickelbacher
Anna Hanusch
Dominik Krause
Florian Schönemann
Christian Smolka
Sibylle Stöhr

Fraktion Die Grünen-Rosa Liste