Fußgängerzone im Tal sofort umsetzen
Aktualisiert am 18.10.2022
Der Bau der 2. Stammstrecke verzögert sich weiter. Doch bis Mitte oder gar Ende der 2030er-Jahre will die grün-rote Rathauskoalition in München keinesfalls mit der Umgestaltung des Tals warten. In einem gemeinsamen Antrag fordert sie die Stadtverwaltung auf, einen konkreten Vorschlag für die Umwandlung des Abschnitts zwischen Isartor und Marienplatz in eine Fußgängerzone vorzulegen und nach einer kurzen Pilotphase 2023 auch baulich umzusetzen.
Die Stadt München kann mit ihren Planungen für ein weitgehend autofreies Tal nicht noch viele Jahre warten, bis die Deutsche Bahn endlich mit dem Bau des zweiten S-Bahn-Tunnels fertig ist. Es muss gelingen, den Baustellenverkehr anderweitig zu bewältigen, damit das Tal und die Westenriederstraße bereit spätestens 2023 zu Fußgängerzonen umgebaut werden.
Dazu sagt Anne Hübner, Vorsitzende der SPD/Volt-Fraktion:
„Die SPD hat vor der Kommunalwahl versprochen, die Altstadt in einen lebenswerteren Ort zu verwandeln. Wir können jetzt nicht mehr weiter auf die Deutsche Bahn warten. Das Tal ist der zentrale Ort für eine Erweiterung der Fußgängerzone. Besonders wichtig ist uns, dass die Anwohner:innen, Gewerbetreibende sowie Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, die neue Fußgängerzone mitgestalten und am Ende mit dem Ergebnis zufrieden sind. Denn gerade bei großen Veränderungen müssen wir Politik mit den Menschen machen und nicht über ihre Köpfe hinweg.“
Mehr Bäume und Beete, entsiegelte Flächen und Brunnen werden mehr Aufenthaltsqualität bringen und gleichzeitig für ein kühleres und angenehmeres Stadtklima sorgen. Vorstellbar sind auch Spielplätze für Kinder, konsumfreie Zonen und schattige Sitzgelegenheiten.
Mona Fuchs, Vorsitzende der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste, sagt:
„Das Tal hat ein riesiges Potential, Maßstäbe für die Gestaltung moderner Urbanität zu setzen und zu einem wirklich angenehmen Aufenthaltsort zu werden: Bäume, Beete und Pergolas können das Stadtzentrum attraktiver machen und den Münchner:innen und Touristinnen in Zeiten des Klimawandels Kühlung bieten. Auch die Anlage von ‚blauer Infrastruktur’ – beispielsweise Wasserrinnen und Brunnen – kann für ein angenehmes Klima sorgen. Dies dient dem Schutz vor Hitze und damit der Klimaanpassung und könnte das Tal zu einem neuen Aushängeschild der Stadt machen.“*
Bei der Gestaltung sollen vor allem die Belange von Kindern, Senior*innen und Menschen mit Behinderung ganz besondere Berücksichtigung finden. Die Stadtverwaltung soll zudem ein Parkkonzept und Ideen für Anwohnendenparkzonen erarbeiten. Zufahrt sollen nur noch Anwohner:innen, Gewerbe, Taxis und mobilitätseingeschränkte Personen etwa für Arztbesuche erhalten.
Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD/Volt-Fraktion, sagt:
„Vor genau 50 Jahren hat der damalige Oberbürgermeister Hans Jochen Vogel (SPD) die erste Fußgängerzone Münchens in der Kaufingerstraße eröffnet. Seither ist klar: Von einer autoreduzierten Altstadt profitieren alle. Wenn wir den Durchgangsverkehr aussperren, schaffen wir nicht nur eine Flaniermeile für Jung und Alt. Durch innovative Modelle entlasten wir auch die Anwohnenden. Für sie sehen wir weiter unterirdische Stellplätze und Parkplätze in Nebenstraßen vor. Auch für Lieferant:innen, Handwerker:innen und Taxifahrer:innen wird es Lösungen geben.“
Nicht nur das Tal braucht neue Lösungen: Die Rathauskoalition beauftragt die Stadtverwaltung ebenfalls, die Westenriederstraße als Fußgängerzone auszuweisen und eine fuß- und radverkehrsfreundliche Umgestaltung des Isartorplatzes vorzunehmen.
Und Dr. Florian Roth, Stadtrat bei Die Grünen – Rosa Liste, sagt:
„Die Innenstadt wird – mit Ausnahme der Anlieger, der Taxis und des Lieferverkehrs – für den Autoverkehr gesperrt. Das ist eine Forderung der Grünen aus dem Wahlprogramm von 1990, die damals von vielen belächelt wurde und für die es, natürlich, im Stadtrat keine Mehrheiten gab. Doch wir haben diese Idee über Jahre immer wieder auf die Tagesordnung gesetzt und – langsam, aber sicher – immer mehr Unterstützung dafür gefunden. Natürlich würden die Mobilitätseingeschränkten heute bei der Aufzählung der Ausnahmen nicht unter den Tisch fallen, doch im Grundsatz beweist sich, dass die Grüne Vision von 1990 eine sehr realistische Grundlage hatte – nämlich den Wunsch von immer mehr Menschen, die jahrzehntelagen Dominanz des Autoverkehrs einzudämmen und Straßenräume als Aufenthaltsbereiche zurückzugewinnen. Dies dient gleichzeitig auch den Zielen von Klimaschutz, Luftreinhaltung, Lärmreduktion und Sicherheit: Auch Kinder sollen sich in der Münchner Innenstadt frei bewegen können. Wir wollen eine lebendige Innenstadt, die mehr Platz für Menschen bietet und weniger für den Autoverkehr.“
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