Interessen der Bürger*innen beim Bahnausbau endlich ernst nehmen

Aktualisiert am 19.10.2022

Betroffen und gleichzeitig doch außen vor: Über Daglfing und Trudering soll künftig ein großer Teil des europäischen Schienenverkehrs abgewickelt werden. Aussagekräftige Details über die Planungsvarianten zum Bau der Daglfinger und Truderinger Kurve aber behält die Deutsche Bahn bisher für sich. Die SPD/Volt-Stadtratsfraktion fordert die DB daher auf, die Betroffenen angemessen zu informieren und in den Prozess einzubinden.

Auf ihrer Internetseite rühmt sich die DB: Der Dialog mit den Bürger*innen der Stadt Laufen nahe Freilassing sei wunderbar verlaufen. Zwei Mal hat der Konzern im Mai und August dort über seine Ausbaupläne informiert. Nach München, vom gleichen Projekt betroffen, kam in dieser Zeitspanne niemand – mit Verweis auf die Corona-Pandemie.

Nicht einmal das Referat für Stadtplanung und Bauordnung hat aussagekräftige Unterlagen bisher schriftlich erhalten. Nur so wäre jedoch eine eingehende Prüfung der drei Ausbauvarianten möglich. Dabei haben Oberbürgermeister Dieter Reiter, die SPD/Volt-Stadtratsfraktion und die Anwohner*innen ihr Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit in der Vergangenheit immer wieder der DB Netz AG signalisiert.

Anlieger Peter Grotz drückt sein Unverständnis über die Haltung der Deutschen Bahn aus: „Unsere Vorzugsvariante verlagert den Schienenverkehr weg von den Häusern der Anwohnenden über den Parkplatz der Kfz-Verwahrstelle. Es kann nicht sein, dass der Zwangsparkplatz für Verkehrssünder in seiner Erhaltung höher als die Gesundheit und die Wohnqualität der Anwohner gewertet wird. Selbst wenn es ein paar Euro mehr kosten sollte.“

Die SPD/Volt-Stadtratsfraktion fordert die Deutsche Bahn daher erneut eindringlich auf, die Verwaltung der Landeshauptstadt, die gewählten Mandatsträgerinnen und die Bürgerinnen endlich so einzubeziehen, wie es für ein Milliardenprojekt angemessen ist. Denn: Die Gesundheit der Anwohner*innen muss höchste Priorität haben, nicht die billigste Ausbauvariante.
21. August 2020

Dazu sagt der SPD-Stadtrat Andreas Schuster, stellv. verkehrspolitischer Sprecher:

„Ich habe mittlerweile das Gefühl, wir Münchnerinnen und Münchner werden als Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse behandelt. Wir fordern eine Diskussion auf Augenhöhe. Dafür müssen aber allen Beteiligten aussagekräftige Informationsmaterialien vorliegen. Nur so können wir uns für eine Variante entscheiden, die unseren politischen Forderungen entspricht: Lebensqualität, Mitsprache und eine gute Zukunft für unsere Bürgerinnen und Bürger im Münchner Osten. Es darf keine Sparvariante geben, für die die Menschen vor Ort mit ihrer Gesundheit bezahlen müssen!“

Zum Hintergrund:

Die Deutsche Bahn will den europäischen Güterverkehr deutlich ausbauen. Bis zu 500 Züge könnten dann täglich durch den Münchner Osten mit bis zu 100 Stundenkilometern fahren – direkt an den Gärten in Trudering vorbei. Die erste von drei Ausbauvarianten der Daglfinger und Truderinger Kurve sieht genau das vor. Die Anwohner*innen haben daher eine Alternative vorgeschlagen, die deutlich weiter westlich und damit weiter entfernt von ihren Häusern liegt. Die Bahn hat diese als technisch nicht umsetzbar eingestuft, auf deren Basis aber zwei weitere Varianten erarbeitet, die jetzt zur Diskussion stehen.