Mehr Freiheiten für das Kreativquartier

Aktualisiert am 19.10.2022

Kreativität braucht Freiräume – und daran mangelt es offenkundig in unserer Stadt. Das Kreativquartier an der Schwere-Reiter-Straße ist eine zentrale Institution, um diesem Mangel etwas entgegenzusetzen und der Kunst- und Kreativszene einen Ort zu bieten zur freien Entfaltung. Zuletzt aber haben sich die dort arbeitenden Künstler*innen und Kulturschaffenden durch zu eng ausgelegte Vorschriften und zu hohe Mieten an der freien Entfaltung gehindert gesehen. Grüne – Rosa Liste und SPD/Volt nehmen diese Kritik aus dem Kreativquartier ernst und setzen sich mit einem achtteiligen Antragspaket dafür ein, die Bedingungen vor Ort zu verbessern.

Mehr Flexibilität bei der Nutzung von Außenflächen

Erheblichen Veränderungsbedarf sehen die Mehrheitsfraktionen des Stadtrats bei der Nutzung der Außenflächen im Kreativquartier. Seit der Übertragung an die städtische Münchner Gewerbehof und Technologiezentrumsgesellschaft (MGH) sind bisher schon viele künstlerische Projekte auf dem Gelände gescheitert. Zum einen liegt es an der harten Einforderung von Stellplatznachweisen. Zum anderen werden die Künstler*innen zur Kasse gebeten, wenn sie die Freiflächen für das Aufstellen von Skulpturen, für Urban-Gardening-Projekte und für selbst gebaute Möblierungen nutzen. Das soll sich künftig ändern: Gebühren sollen entfallen, solange keine größere Profitabsicht besteht. Und im Rahmen eines Pilotprojekts soll auf die Stellplatzsatzung für das Kreativlabor verzichtet werden.

Dazu sagt Mona Fuchs, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Die Grünen – Rosa Liste:

„Die Stadt will hier gute Bedingungen für neue kreative Stadtentwicklung schaffen. Dazu gehört auch die Sichtbarkeit bildender Kunst oder die Aneignung der Freiräume durch die Schaffung fantasievoller Möblierungen und oder Hochbeete. Dies durch aufwändige Genehmigungsverfahren, hohe Mieten oder Gebührenerhebung auf den Freiflächen zu behindern, läuft dieser Absicht zuwider.“

Vernetzung und Gemeinschaft stärken durch ein Begrünungs- und Mobilitätskonzept

Das Gelände soll ein Ort der Vernetzung und Gemeinschaft sein. Das wollen die Fraktionen SPD/Volt und Die Grünen – Rosa Liste fördern und fordern einerseits ein mobiles Begrünungskonzept, das noch im Frühjahr 2022 umgesetzt werden soll. Die bisher stark versiegelten Freiflächen können so aufgewertet werden. Urban-Gardening-Projekte wie u. A. Hochbeete stärken die Netzwerkbildung der Akteurinnen und Akteure vor Ort. Andererseits soll bis zum 2. Quartal 2022 ein flächensparendes Mobilitätskonzept mit Umweltverbundsschwerpunkt entwickelt werden. Denkbar wäre z. B. ein Sharing-Angebot von elektrischen Lastfahrzeugen zu etablieren oder auch grün berankte Fahrrad-Stellplatz-Türme.

Bessere Rahmenbedingungen und faire Mietpreise

Das Quartier soll ein Experimentierraum sein für neue und kreative Stadtentwicklung. Die Kreativen brauchen dazu vor Ort mehr Flexibilität, um sich wirklich entfalten zu können. Die Mehrheitsfraktionen setzen sich daher dafür ein, die Rahmenbedingungen dem angedachten Charakter des Kreativquartiers anzupassen. Zum einen soll es den Mieterinnen und ortsansässigen Künstlerinnen ermöglicht werden, die Container oder auch die Wände ihrer Gebäude individuell zu gestalten. Individuell gestaltete Container haben sich mittlerweile zu einem etablierten Wiedererkennungsmerkmal von Kunst und Kultur entwickelt – man denke in München allein an den Bahnwärter Thiel oder aber auch an die Container im Werksviertel. Auch auf dem Gelände des Kreativquartiers sind bereits mehrere Wände gestaltet worden. Die Wand des Leonrodhauses wird nach längerem Prozess jetzt auf Initiative und mit Unterstützung des Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg neugestaltet. Durch die Ergänzung weiterer Wand-Gestaltungen kann hier ein große Freiluft-Galerie mit Urban Art entstehen.

Ein weiteres Ziel ist es, faire Mieten für die Ateliers verlangen zu können, ohne an die hohen marktüblichen Preise gebunden zu sein. Dazu lässt die grün-rote Koalition verschiedene Übertragungsarten prüfen, beispielsweise an eine gemeinnützige Gesellschaft. Außerdem sollen ehemalige Werkswohnungen in den Gebäuden 11 und 17 des Kreativlabors in bezahlbare Atelierwohnungen für Künstlerinnen und Künstler oder sogenannte artist-in-residence-Unterkünfte umgewandelt werden. Mit diesen Unterkünften unterstützt die Stadt vor allem Kulturschaffende aus aller Welt bei einem temporären Arbeitsaufenthalt in München.

Dazu sagt Kathrin Abele, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD/Volt-Fraktion:

„Die Künstlerinnen und Künstler sollen vor Ort die Möglichkeit haben gut und gerne arbeiten und sich und ihre Kunst unkompliziert präsentieren zu können. Denn genau dazu ist das Kreativquartier da. Dafür müssen aber auch die Rahmenbedingungen, die Gestaltungsmöglichkeiten und Mieten passen. Wir wollen die Kulturschaffenden unterstützen und unnötige Hürden aus dem Weg schaffen, damit der Charakter des Kreativquartiers erhalten bleiben kann.“

Hintergrund zum Kreativquartier

Das 20 Hektar große Areal des Kreativquartiers liegt in den Bezirken Neuhausen-Nymphenburg und Schwabing West. Neben kulturellen, kreativwirtschaftlichen, sozialen und gewerblichen Nutzungen sind mindestens 820 Wohnungen, eine Grundschule, ein Hochschul-Neubau und öffentliche Grün- und Freiflächen vorgesehen. Es wird ein urbanes Stadtquartier entstehen, in dem Wohnen und Arbeiten mit Kunst, Kultur und Wissen verknüpft werden. Vieles ist noch im Entstehen – es tut sich aber auch schon einiges: Es gibt Ateliers, offene Werkstätten, Design-Studios, eine vielfältige Vereinslandschaft und Theaterbühnen. Das Kreativquartier soll ein Zuhause, ein Schaffensraum für jene lebendige und kreative, (freie) Szene werden, die München so bereichert.

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