Nachhaltig Bauen – mit Low-Tech in die Zukunft – ein Leitbild für München

Aktualisiert am 16.03.2021

Antrag

Die Verwaltung wird gebeten, in Zusammenarbeit zwischen dem Baureferat, dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung und dem Referat für Klima- und Umweltschutz ein Hearing zum Thema nachhaltiges Bauen zu organisieren. Zudem soll die Projektarbeit zur zirkulären Stadt im Kommunalreferat einbezogen werden. Fachleute aus Theorie und Praxis sollen zum Hearing eingeladen werden.

Folgende Aspekte nachhaltigen Bauens bilden die Schwerpunkte:
• Low-Tech-Ansatz
• Zirkuläre Baustoffe, Cradle2Cradle-Konzepte, kurze Transportwege und CO2-Senke
• Sanierung statt Neubau und Berücksichtigung der Grauen Energie

Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit soll dabei Teil der Präsentationen sein. Die Ergebnisse des Hearings sollen in ein städtisches Leitbild für nachhaltiges Bauen in München einfließen, das auf den bestehenden ökologischen Kriterienkatalog der Stadt aufbauen kann.

Begründung

Die Landeshauptstadt kann ihre Vorreiterrolle im nachhaltigen Bauen noch besser gerecht werden. Der Bausektor ist einer der größten CO2-Produzenten und Ressourcenverschwender weltweit und München baut viel!

Bauschutt, Straßenaufbruch, Baustellenabfälle sowie Boden und Steine sind für den Großteil des Abfallaufkommens in Deutschland verantwortlich. Sie haben am Gesamtaufkommen einen Anteil von rund 60 Prozent – jährlich fallen über 200 Millionen Tonnen Bauabfälle an. Als wachsende Millionenmetropole werden in München Jahr für Jahr neue Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Kulturzentren und vor allem Infrastruktur und Wohnungen gebaut. Der auch in München seit Jahren andauernde Bauboom verbraucht große Mengen natürlicher Ressourcen. Gleichzeitig schrumpfen die Abbaumöglichkeiten von Kies, Sand, Eisenerzen und Gesteinen beständig.

In München hat in den vergangenen Jahren bereits ein Umdenken eingesetzt. Die Holzbausiedlung im Prinz-Eugen-Park und die Bauschutt-Recycling-Anlage auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne sind Leuchtturmprojekte nachhaltigen Bauens. Will die Landeshauptstadt München ihre Klimaziele erreichen, braucht es jedoch eine ganzheitliche und gesamtstädtische Strategie, in die neue Ansätze und Konzepte integriert werden.

Low-Tech-Konzepte zielen auf hocheffiziente Gebäude ab, die mit einfachen, aber sehr dauerhaften und ressourcenschonenden baulichen Komponenten errichtet werden. Die Gebäudehülle ist einfach, langlebig, sowie gut sanierbar. Sie schützt im Sommer vor Überhitzung und im Winter vor dem Auskühlen. Der Einsatz von Technik kann in Low-Tech-Gebäuden deswegen stark reduziert werden.

Beim zirkulären Bauen wird auf Baustoffe- und Komponenten gesetzt, die anschließend auch ohne aufwändige Aufbereitung wiederverwendet werden können – beispielsweise Holz und Ziegel. Cradle2Cradle-Projekte wie in Venlo auch vom Stadtrat besichtigt, berücksichtigen den Aspekt der Kreislaufwirtschaft bei allen Einzelteilen eines Gebäudes – von der Einrichtung bis zur Konstruktion. Die Umsetzung des Konzepts schafft auch viele ökonomische Vorteile, wenn die unterschiedlichen Lebensdauern der Einzelteile schon in der Planung mit berücksichtigt werden. Ein Austausch und Ersatz findet dadurch nur sehr zielgerichtet statt, teure Generalsanierungen können vermieden werden.

Durch das Abreißen von Bestand werden massiv Ressourcen verschwendet. Es ist bei allen Entscheidungen eine ehrliche Gegenüberstellung der durch einen Abbruch verlorenen „Grauen Energie“ zu dem hohen Energie- und Ressourcenaufwand bei einem Neubau notwendig. Gerade die massiven Strukturen von Gebäuden können oft erhalten werden und es gibt weltweit tolle Beispiele von auch architektonisch überzeugenden Revitalisierungen von Gebäuden. Sinnvolles Sanieren im Low-Tech-Ansatz mit mehrfach nutzbaren Baustoffen, die zur CO2-Senke der Stadt beitragen, helfen Gebäude langlebig und wirtschaftlich zu erhalten – ohne viel Technik und Schnickschnack.

Initiative:
Dr. Julia Schmitt-Thiel
Anne Hübner
Andreas Schuster
Lars Mentrup
Felix Sproll
Klaus Peter Rupp
Julia Schönfeld-Knor
Christian Köning

SPD/Volt-Fraktion

Julia Post
Mona Fuchs
Paul Bickelbacher
Anna Hanusch
Dominik Krause
Florian Schönemann
Christian Smolka
Sibylle Stöhr

Fraktion Die Grünen-Rosa Liste

https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Wohnungsbau/oekokatalog_vorwort.html

https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/gebaeude-koennen-zu-einer-globalen-co2-senke-werden-mit-dem-baustoff-holz-statt-zement-und-stahl