Corona darf die Erfolge der Gleichstellung nicht gefährden

Aktualisiert am 19.10.2022

Die Corona-Pandemie hat die strukturelle Ungleichheit zwischen Männern und Frauen deutlich aufgezeigt: Hausarbeit und Kinderbetreuung bleiben noch immer zu einem Großteil an den Frauen hängen. Die SPD/Volt-Fraktion fordert daher, die Möglichkeiten für Homeoffice so auszubauen, dass auch Frauen davon profitieren. Denn eigentlich ist München in Sachen Gleichstellung auf einem guten Weg. Das zeigt der erste Bericht der Gleichstellungsstelle.

Die Corona-Krise hat vor allem Frauen in arge Bedrängnis gebracht. Sie arbeiten viel häufiger in schlecht bezahlten, aber systemrelevanten Berufen. Als Krankenpflegerinnen, Erzieherinnen und Verkäuferinnen sorgen sie dafür, dass das tägliche Leben weiterlaufen kann, und setzen sich dabei einem erhöhten Ansteckungsrisiko aus. Expertinnen spielen bei politischen Entscheidungsfindungen und der medialen Vermittlung der Corona-Krise kaum eine Rolle.

Von Kita- und Schulschließungen sind Mütter besonders betroffen, sie übernehmen die Rolle der Lehrkräfte, ersetzen den Freundeskreis, den Sportverein und die Musikschule. Daneben bewältigen Frauen den Haushalt und die Familienarbeit. Diese Situation zeichnet der jetzt vorgelegte Gleichstellungsbericht der Stadt München besonders eindringlich nach.

Mit dem Recht auf Homeoffice werden die festgefahrenen Rollen noch einmal verstärkt. Die Doppelbelastung zwischen Hausarbeit und Beruf bleibt allein den Frauen. Das ist eigentlich ein Widerspruch: Denn wenn beide Partner/innen gleichberechtigt im Homeoffice arbeiten würden, könnte dies die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich verbessern.

Die SPD/Volt-Fraktion im Münchner Stadtrat unterstützt daher den Vorschlag von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), ein Recht auf Homeoffice zu garantieren, geht aber noch einen Schritt weiter. 24 Tage werden vor allem Familien mit Kindern in diesen außergewöhnlichen Zeiten nicht reichen. Gleichzeitig müssen Unternehmen verpflichtet werden, für ihre Mitarbeiter und gerade auch für ihre Mitarbeiterinnen qualitätsvolle Homeoffice-Plätze mit klaren Regeln zur Verfügung zu stellen.

Dazu sagt die gleichstellungspolitische Sprecherin Micky Wenngatz:

„Homeoffice ist Fluch und Segen zugleich. Die Gefahr besteht, dass die Doppelbelastung zwischen Beruf und Hausarbeit wie eh und je bei den Frauen hängenbleibt. Das Homeoffice eröffnet aber auch Chancen. Nämlich dann, wenn auch Männer es für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nutzen.“