Corona: Münchner Abwasser als Frühwarnsystem nutzen

Aktualisiert am 19.10.2022

Sars-CoV-2-Viren lassen sich in kleinsten Mengen im Abwasser nachweisen, bevor Corona-Infektionen in der betreffenden Region bekannt wurden. Die Fraktion SPD/Volt fordert deshalb in einem gemeinsamen Antrag mit der Fraktion Die Grünen – rosa liste die Stadt auf zu prüfen, ob sich München an einem entsprechenden gemeinsamen Projekt mehrere deutscher Forschungseinrichtungen beteiligen kann.

Dazu sagt SPD-Stadträtin Dr. Julia Schmitt-Thiel, Initiatorin des Antrags:

„Das Münchner Abwasser lässt sich möglicherweise als Frühwarnsystem für die Verbreitung der Corona-Viren nutzen – wir wollen, dass sich die Stadt an der entsprechenden wissenschaftlichen Forschung beteiligt. Es besteht die Chance, eine Verbreitung des Virus frühzeitig zu erkennen – unabhängig von der gängigen Testmethode im Verdachtsfall.

Viele SARS-CoV-2-Infizierte werden in der Statistik nicht erfasst, weil sie entweder gar keine oder keine typischen Symptome aufweisen und deshalb nicht getestet und gemeldet werden. Wie hoch diese Dunkelziffer und damit der tatsächlich infizierte Anteil der Bevölkerung ist, ist aber ein wichtiger Schlüsselparameter für die epidemiologische Bewertung einer Pandemie sowie die Prognose dafür, wie sie sich weiterentwickeln wird.

Europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es gelungen, Sars-CoV-2 in kleinsten Mengen im Abwasser nachzuweisen, bevor Corona-Infektionen in der betreffenden Region bekannt wurden. Je nach Konzentration des Virus im Abwasser lässt sich also vielleicht feststellen, ob nur vereinzelt Menschen infiziert sind oder bereits sehr viele. Durch Abwasserüberwachung könnten damit Frühwarnsysteme installiert werden, um das Infektionsgeschehen zu beobachten.

Mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen untersuchen bereits Abwasserproben nach dem Corona-Virus. Auch die Technische Universität München ist dabei. Der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft untersucht zum Beispiel Abwasser von Kliniken.

Von Vorteil könnte ebenso sein, dass in München im Rahmen einer anderen wissenschaftlichen Studie 3.000 Haushalte per Blutprobe auf eine Corona-Infektion untersucht werden. Durch einen Vergleich dieser Studie mit den Daten aus der Abwasserentnahme könnten gegebenenfalls weitere Rückschlüsse gezogen werden.

Da die Forschungsprojekte bereits angelaufen sind, muss es schnell gehen: Wir bitten die Verwaltung darum, schnellstmöglich zu reagieren, damit sich München dieser Forschung anschließt und bestmöglich profitiert.“