Ein Zeichen der Integration: Bestattungen nun auch im Leichentuch möglich

Aktualisiert am 19.10.2022

Die Stadt München hebt die Sargpflicht auf: Künftig sind Erdbestattungen auch im Leichentuch möglich, wie es im muslimischen Glauben Brauch ist. Damit setzt der Gesundheitsausschuss am Donnerstag eine langjährige Forderung der SPD um. Bisher haben viele muslimische Familien ihre Toten im Ausland bestatten müssen.

Seit 2009 schon setzt sich die SPD auf Landesebene und in München für eine Änderung der bayernweit geltenden Bestattungsverordnung ein. Denn bisher herrschte eine Sargpflicht. Ausnahmen aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen waren nicht möglich. Der Freistaat hat nun eingelenkt und die Erdbestattung im Leichentuch erlaubt. Deshalb kann nun auch die Stadt München zeitnah sarglose Bestattungen anbieten, wie Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) am Donnerstag im Gesundheitsausschuss des Stadtrats berichten wird.

Absprachen mit anderen Kommunen sowie erste Probebeisetzungen haben bereits stattgefunden. Dabei wurde vor allem getestet, wie der Leichnam beigesetzt werden kann, also zum Beispiel das Herablassen ins Grab oder für Muslime die Ausrichtung gen Mekka. Auch ist die Auswahl eines geeigneten Standorts wichtig, weil sich aus technischen und räumlichen Gründen nicht jede Grabstätte eignet. Noch Ende April wird es ein Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Religionsgemeinschaften geben. Im Anschluss daran sollen die ersten Bestattungen auf dem Westfriedhof stattfinden.

Dazu sagt SPD-Stadträtin Micky Wenngatz:

„Jeder Mensch hat das Recht auf eine letzte Ruhe in Würde und soll selbst entscheiden können, wie er beerdigt werden möchte. Dass wir die Sargpflicht nun aufheben können, ist ein wichtiges Zeichen unserer Wertschätzung für Menschen mit Migrationsgeschichte, die seit vielen Generationen in München leben und nun auch endlich nach ihren religiösen Ritualen bestattet werden können.“