Gendergerecht Planen: Eine Verkehrswende für alle

Aktualisiert am 19.10.2022

Mobilität in München ist vielfältig. 66 Prozent der Menschen sind nicht mehr mit dem Auto, sondern zu Fuß, mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs. Chancengleichheit für alle NutzerInnengruppen, darauf zielt gendergerechte Stadtplanung.

Daran sollte sich künftige Mobilitätsplanung verstärkt orientieren. SPD/Volt und Die Grünen – Rosa Liste fordern daher in einem Antrag, baldmöglichst ein Hearing zum Thema Gender Planning zu veranstalten und daraus konkrete Planungskriterien zu entwickeln.

Wege von Frauen bilden eher ein Netz als eine gerade Linie

In der Vergangenheit orientierte sich die Verkehrsplanung oft an dem Stereotyp „Mann im Dienstwagen auf dem Weg zur Arbeit“. Auf diese Fortbewegungsart wurden Straßen, Parkplätze und Ampelphasen angepasst. Die Bedürfnisse von Frauen, jungen und alten Menschen sind jedoch vielfältiger: Noch eben eine Besorgung machen, Kinder zum Sport bringen, ein Arztbesuch mit dem Opa. Da kommt was zusammen neben dem Weg zu Arbeit. Die Wege von Frauen bilden eher ein Netz als eine gerade Linie. Eine gendergerechte Verkehrsplanung will all diesen Bedürfnissen – vor allem dem Bedürfnis der kurzen Wege – gerecht werden.

Dazu sagt Dr. Julia Schmitt-Thiel, umweltpolitische Sprecherin der SPD/Volt-Fraktion:

„Frauen und Männer sind unterschiedlich unterwegs. Unsere Stadt der Straßen richtet sich vor allem an das Bedürfnis, schnell von A nach B zu kommen. Frauen sind jedoch viel öfter zu Fuß und mit Kindern unterwegs. Und ältere wie junge Frauen haben andere Sicherheitsbedürfnisse im öffentlichen Raum. Ist die Unterführung hell und belebt genug? Gibt es Hindernisse für den Kinderwagen? Das Laufrad? Den Rollator? Ist die Ampelschaltung lang genug, um ohne Stress über die Straße zu kommen? Das Hearing soll auf diese Vielzahl der Bedürfnisse aufmerksam machen. Denn: ich will eine Verkehrswende für alle!“

Und Sofie Langmeier, Stadträtin bei Die Grünen – Rosa Liste, sagt:

„Zulange wurde fast ausschließlich für Menschen geplant, die einfach nur von A nach B wollen – und das sind überwiegend Männer! Das wird bei einem Blick auf die typischen Bewegungsmuster deutlich. Frauen machen dagegen viele sogenannte Umwege, sei es wegen der Kinder, wegen Eltern, die Unterstützung brauchen, weil sie für den Einkauf zuständig sind, weil sie mit dem Rad nicht an lauten Straßen entlang fahren wollen oder sich in manch dunklen Ecken unsicher fühlen. Gender Planning heißt: All diese Bedarfe fließen in unsere Verkehrsplanung mit ein. Wir wollen eine umweltfreundliche und gendergerechte Mobilität, die so divers und vielfältig ist wie die Menschen dieser Stadt.“