Reformen für ein starres Schulsystem

Aktualisiert am 18.10.2022

Das im Freistaat Bayern dominierende dreigliedrige Schulsystem ist immer wieder Gegenstand von Kritik. Die moderne Pädagogik befürwortet ein längeres gemeinsames Lernen, ein weniger an der Auslese orientierten Bildung und eine Abkehr vom Unterricht in starren 45-Minuten-Blöcken. Die Grünen – Rosa Liste und SPD/Volt ergreifen mit zwei Anträgen die Initiative, um Alternativen zum althergebrachten Schulsystem zu fördern.

Zum einen schlägt die rot-grüne Stadtratsmehrheit vor, die in Neuperlach bereits praktizierte schulartunabhängige Orientierungsstufe (ORI) für die Jahrgangsstufen 5 und 6 am Standort zu erweitern und einen zusätzlichen Standort oder eine Filiale zu realisieren. In Neuperlacher ORI verbessern sich die Notendurchschnitte bei 60 bis 70 Prozent der Schüler:innen deutlich. Viele Schüler:innen haben so eine größere Auswahl beim Übertritt.

Julia Schönfeld-Knor, bildungspolitische Sprecherin der SPD/Volt-Fraktion, sagt:

„In der Orientierungsstufe können die Kinder länger gemeinsamen lernen. Das nimmt Druck und gibt Zeit für eine positive Entwicklung. Wir wollen mehr Schüler:innen in München diesen späteren Übertritt an eine weiterführende Schule ermöglichen. Deshalb bauen wir das beliebte Angebot jetzt aus. Die Anmeldezahlen bestätigen uns: Ein Standort ist einfach zu wenig.“

Zum anderen geht es um einen neuen Anlauf zur Konzeption einer reformpädagogischen Schule in München, für die auf dem Wege eines Schulversuchs beim Freistaat Bayern die notwendige Genehmigung erwirkt werden soll. Wichtige Elemente einer solchen Reformschule wären nicht nur die gemeinsame Entwicklungs- und Schulzeit von Klasse 0 (3-6 Jährige) bis zu verschiedenen weiterführenden Abschlüssen, sondern auch innovative Unterrichtsformen, und individuelle Leistungsbeurteilung ohne Sitzenbleiben.

Auch die Stärkung der Schule als Lebensort, die Öffnung in den Stadtteil, demokratische Praktiken und die Stärkung der Eigenverantwortung (eigenverantwortetes Budget und z.T. eigenverantwortete Bewerbungs- und Einstellungsverfahren) gehören zu dem Konzept.

Stadträtin Anja Berger (Die Grünen – Rosa Liste) sagt dazu:

„Eine reformpädagogische Modellschule wäre eine große Chance, eine Alternative zum mehrgliedrigen Schulsystem zu entwickeln und auf diese Weise modernere, am Kind orientiertere Formen von Pädagogik zu erproben. Sie wäre außerdem der Beleg dafür, dass auch in öffentlicher Verantwortung eine andere Pädagogik verwirklicht werden kann: eine Schule der Vielfalt, die die Verschiedenheit der Schüler:innen als Chance für gemeinsames Lernen begreift.“

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