Aktualisiert am 26.10.2022

So vielfältig wie die Familien in München

Ein Besuch im Treffam – Treffpunkt Familie International – in Sendling-Westpark

Ein kleiner Junge fährt mit dem Bobbycar, ein anderer gräbt im Sandkasten. Ein Mädchen schaukelt, ein zweites schippt Wasser mit einer kleinen Gießkanne: An diesem warmen Ferientag ist viel los im Garten von „Treffam – Treffpunkt Familie International“. Die Kinder lieben ihren Spielplatz hier im Hinterhof. Damit aber könnte es schon bald vorbei sein. Die Einrichtung der Diakonie München und Oberbayern muss aus ihren angestammten Räumen ausziehen. Lange war sie Untermieterin im Sozialbürgerhaus, das nun umgezogen ist. Der neue Investor hat andere Pläne mit seiner Immobilie. Für Treffam geht es an die Hansastraße. Ein Garten? Fehlanzeige.

„Wir brauchen hier eine bessere Lösung“, sagt Anne Hübner, Vorsitzende der SPD/Volt-Fraktion im Münchner Stadtrat bei ihrem Besuch an der Tübinger Straße. SPD/Volt werde sich dafür einsetzen, dass die Einrichtung perspektivisch wieder einen Standort mit Garten und niedrigschwelligem Zugang erhält. Denn gerade das zeichnet den Familientreffpunkt an der Grenze zwischen, Sendling-Westpark, dem Westend und Laim aus. Das Café im Erdgeschoss ist im Vorbeilaufen erreichbar. Die Mütter und vereinzelt auch Väter können Kinderwagen bequem davor abstellen. Drinnen gibt es Kuchen, Butterbrezen und selbstgekochtes Mittagessen für wenig Geld. Speisen und Getränke dürfen auch selbst mitgebracht werden – ein wenig gesellschaftliche Teilhabe für diejenigen, die sich das Leben im teuren München nicht leisten können.

Im Treffam-Sprachcafé üben Frauen aus aller Welt die deutsche Sprache, die Kinder können sich währenddessen in der Spiel-Ecke austoben. Donnerstags lernen Kinder Deutsch. Es gibt Vater-Kind-Aktionen, Basis-Computerkurse für Frauen, offene Treffs, Babymassagen und Beratungsangebote. Auch ein Integrationskurs mit Kinderbetreuung ist im Angebot. Und neuerdings kommen freitags Drei- bis Fünfjährige zum Spielen und Lernen zusammen, die keinen Kita-Platz erhalten haben.

Die allermeisten Kurse sind kostenfrei und ohne Anmeldung. Die Sozialpädagog/innen von Treffam halten die Hürden gering, damit sie möglichst viele Familien erreichen. Denn einfacher wird es für ihre Klient*innen auf absehbare Zeit nicht. Inflation, steigende Lebensmittelpreise und explodierende Heizkosten erschweren das Leben zusätzlich. Auf Initiative der SPD/Volt-Fraktion haben die Stadtwerke einen 20 Millionen Euro schweren Wärmefonds aufgelegt, ebenso prüft die Stadtverwaltung die Ausweitung freiwilliger Leistungen auf Menschen, die derzeit keine Unterstützung erhalten, aber wenig Einkommen haben. Doch ohne den herausragenden Einsatz von Einrichtungen wie Treffam wird die drohende Krise nicht zu bewältigen sein. „Wir müssen deshalb bestmögliche Bedingungen für die Träger schaffen“, sagt Stadträtin Hübner. Dazu gehören städtische Zuschüsse ebenso wie die Hilfe bei der Suche nach geeigneten Standorten im Fall von Treffam im Westend.