Freiflächen in den städtischen Friedhöfen ökologisch weiter aufwerten
Aktualisiert am 19.05.2022
Antrag
Das Gesundheitsreferat wird gebeten, die bestehenden Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt in den städtischen Friedhöfen darzustellen und Vorschläge vorzulegen, wo und in welchem Umfang darüber hinaus weitere ökologische Aufwertungen auf städtischen Flächen möglich sind, um die Biodiversität dieser Flächen anhand der Ziele der städtischen Biodiversitätsstrategie insgesamt zu erhöhen und zu optimieren.
Zum Beispiel kann die Pflanzenvielfalt durch Mähgutübertragung oder Ansaat und Pflanzung autochthoner Arten weiter erhöht werden und damit auch die weitere Ansiedlung von Wildbienen und anderen Insekten gefördert werden.
Bei Nachpflanzungen und Neupflanzungen im Baum- und Strauchbestand sollen klimaresistente und gebietsheimische Arten bevorzugt werden.
Friedhöfe sind wichtige Bestanteile des Biotopverbundes. Deshalb soll dargestellt werden, wie sie besser mit benachbarten Biotopen vernetzt werden können.
Mit diesen Maßnahmen soll im Neuen Südfriedhof begonnen werden. Für die Umsetzung an weiteren Friedhöfen soll eine Priorisierung und ein erster Zeitplan erstellt werden.
Begründung:
Das globale Artensterben ist eine der größten Herausforderungen, vor denen die Menschheit
gegenwärtig steht. Wesentlicher Treiber dieser globalen Naturkatastrophe ist das
Verschwinden von naturnahen, geschützten Lebensräumen. Für das Münchner Stadtgebiet
gehen aktuelle Schätzungen von 9.000 bis 20.000 Arten aus, was die Verantwortung der
Landeshauptstadt München zur Bekämpfung des Artensterbens unterstreicht.
Die Bürger*innen in Bayern haben im Jahr 2019 mit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“
eindrucksvoll verdeutlicht, dass sie von der Politik wirksame Maßnahmen für den
Insektenschutz erwarten.
Friedhöfe sind nicht nur Ort des Gedenkens an Verstorbene, der Trauer und der Erinnerung, sie sind auch wichtige grüne Oasen und Ruheorte. Die in normalen Grünanlagen und Parks vorhandenen Interessenskonflikte unterschiedlicher Nutzergruppen treten hier in den Hintergrund. Dies eröffnet Chancen für spannende innerstädtische Biotope.
Ein Beispiel: Ein Großteil der gefährdeten Wildbienenarten baut seine Nester in den Boden. Dieser muss deshalb eine offene Struktur haben und entsprechend sandig-lehmig sein, damit das Graben ermöglicht werden kann. Die bereits vorhandenen und naturnäher gestalteten Flächen können mit dieser Bodenstruktur professionell ergänzt werden, etwa an den Ufern der Wasserflächen im Neuen Südfriedhof.
Viele der Grünflächen in den städtischen Friedhöfen werden bereits extensiv bewirtschaftet. Auch sind in dort zahlreiche Nisthilfen zu finden, Insektenhotels oder Aufstellflächen für die Bienenvölkern von Imkern. Doch auch Gutes kann noch besser werden. So kann durch geeignete Maßnahmen die Biodiversität nutzbringend für Flora und Fauna und auch für die Besucher*innen weiter gesteigert werden. So kommen Besucher*innen der Friedhöfe auch mit im Stadtgebiet mit einer naturnahen Landschaft in unmittelbare Berührung und können sich an vielfältigen Wildblumenwiesen erfreuen.
So kann auch die Attraktivität der kommunalen Münchner Friedhöfe als Bestattungsort weiter gestärkt und als attraktive wohnortnahe Alternative zu Friedwäldern etabliert werden. Perspektivisch So wären als naturnahe Alternative zu den immer stärker nachgefragten Baumgräbern auch „Bestattungen in Wildblumenwiesen“ denkbar.
Klar ist, dass es einige Jahre Vorlaufzeit braucht, bis sich die Artenvielfalt voll entwickelt und es immer wieder Zeiten gibt, in denen die Grünflächen weniger attraktiv aussehen. Dies ist allerdings bereits heute der Fall. Potenzielle Akzeptanzprobleme können daher sicherlich durch eine intensive Aufklärung und durch ansprechende Schautafeln begrenzt werden, die auch auf die Zusammenhänge von Klimakrise, Biodiversität und Nutzen für uns Menschen hinweisen.
SPD/Volt-Fraktion
Klaus Peter Rupp
Barbara Likus
Kathrin Abele
Julia Schönfeld-Knor
Lena Odell
Mitglieder des Stadtrates
Fraktion Die Grünen – Rosa Liste
Initiative:
Sofie Langmeier
Dr. Hannah Gerstenkorn
Angelika Pilz-Strasser
Judith Greif
Clara Nitsche
Thomas Niederbühl
Mona Fuchs
Christian Smolka
Florian Schönemann
Sibylle Stöhr
Beppo Brem
Nimet Gökmenoğlu
Mitglieder des Stadtrates