Antrag
Die Verwaltung wird aufgefordert, im Rahmen des Gesundheits- und Gesamtumbaukonzeptes der München Klinik (MÜK) an (mindestens) einem Klinikstandort eine sog. Portalpraxis, eine gemeinsame zentrale Notaufnahme für Notfallambulanz und Ärztlichen Bereitschaftsdienst einzurichten. Der Betrieb ist als Pilotprojekt zu behandeln, für das ein laufendes Monitoring eingerichtet wird und eine Auswertung erfolgt. Die Ergebnisse der Pilotierung sind dem Stadtrat vorzulegen. Auf der Basis der Erfahrungen ist zu ermitteln, ob eine Übernahme des Konzepts auf weitere MÜK-Standorte möglich ist.
Begründung
Die Notfallversorgung ist in Deutschland in drei Bereiche gegliedert, die jeweils eigenständig organisiert sind: der ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), der Rettungsdienst und die Notaufnahmen der Krankenhäuser. Außerhalb der regulären Sprechstundenzeiten der Hausärzt* innen ist die Versorgungssituation im ärztlichen Bereitschaftsdienst für Patient* innen unübersichtlich. Sie wissen häufig nicht, wann und wo sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst erreichen können, oftmals gibt es gar keine festen Bereitschaftspraxen, sondern der Notdienst findet in der Praxis der jeweils diensthabenden Ärzte statt. Zudem variieren die Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen und diese decken nicht immer die gesamte sprechstundenfreie Zeit ab. In München wird die Situation zusätzlich noch dadurch erschwert, dass die wohnortnahe Hausarztversorgung nicht flächendeckend in allen Stadtvierteln gewährleistet ist. Daher suchen viele Patient* innen direkt die Notaufnahmen der Krankenhäuser auf. Das hat, insbesondere im städtischen Raum, eine Überlastung der Notfallambulanzen, lange Wartezeiten und Unzufriedenheit bei Personal wie Patient* innen zur Folge.
Die bestehenden Strukturen orientieren sich nur unzureichend an den Bedürfnissen der Patient* innen. Es bedarf patient* innenorientierterer Strukturen, die folgende Kriterien erfüllen müssen: einfache Auffindbarkeit, täglicher 24-stündiger, möglichst barrierefreier Zugang, zeitnahe Verfügbarkeit einer umfassenden Diagnostik und gute Qualität der Behandlung.
Das Konzept der Portalpraxis/zentralen Notaufnahme soll für diese Probleme Abhilfe schaffen und die Notfallversorgung professionalisieren sowie konzentrieren. Kritisch kranke Patient* innen können nicht selbst ihre Zuordnung in die geeignete Notfallversorgung vornehmen, bei vielen Erkrankungen ist zudem gar nicht sofort ersichtlich, wer für die Behandlung geeignet ist. Die Entscheidung zwischen verschiedenen Disziplinen dürfen nicht Patient* innen selbst oder das Personal an der Pforte treffen müssen. Das konzentrierte Konzept sieht vor, dass Patient* innen in einer zentralen Anlaufstelle von interdisziplinär ausgebildetem Personal angesehen, ggf. erstversorgt und der geeigneten Fachdisziplin zur Weiterbehandlung zugeleitet werden. Alle Patient* innen erhalten dort eine Ersteinschätzung und je nach Einstufung erfolgt dann eine stationäre Aufnahme in der Klinik, die Übergabe der Behandlung an die vor Ort angesiedelte (ambulante) Bereitschaftspraxis oder ggf. der Verweis an den Hausarzt.
Dieses Vorgehen wird bereits deutschlandweit an zahlreichen Krankenhäusern erfolgreich eingesetzt. Es sichert eine nach Behandlungspriorität geordnete Reihenfolge der Patientenbehandlung sowie bei Bedarf eine schnelle und zielgerichtete Zuweisung in die zuständige Fachabteilung.
Die aktuell laufende Umsetzung des Gesundheitskonzepts und dem Umbau der MÜK bietet die Gelegenheit, an (mindestens) einem der Standorte die baulichen Voraussetzungen für eine solche Portalpraxis/zentrale Notaufnahme zu schaffen. Betrieb und Erfolg dieser sollen als Projekt durchgeführt und evaluiert werden, sodass eine spätere Übertragbarkeit auf weitere MÜK-Standorte möglich ist.
Der reguläre Weiterbetrieb der Notaufnahmen an den anderen MÜK-Standorten darf dadurch nicht beeinträchtigt werden.
gez.
Kathrin Abele
Dr. Ingo Mittermaier
Simone Burger
Haimo Liebich
Isabella Fiorentino-Wall
Stadtratsmitglieder