Woher kommt das Gift bei der Panzerwiese? / Fragen zur Belastung durch das Umweltgift PFOS

Aktualisiert am 03.03.2021

Anfrage

Trotz wiederholter Messungen ist es dem Wasserwirtschaftsamt München bisher nicht gelungen, die Quelle für die Freisetzung des Umweltgiftes PFOS (perfluoriertes Tensid aus der Gruppe der PFC) in das Grundwasser im Münchner Norden zu finden.

Messungen im August 2019 haben erstmals erhöhte Werte im Grundwasser des Münchner Nordens im Bereich der Panzerwiese sowie in den Flüssen Moosach und Mauka im Landkreis Freising festgestellt, woraufhin das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine Verzehrwarnung für belastete Fische aus beiden Gewässern aussprach.

Die aktuellen Werte aus September beziehungsweise Oktober 2020 liegen noch immer oberhalb des Schwellenwerts von 0,1 μg/l. Zwei Messstellen in Ober- und Unterschleißheim wiesen Werte von 0,11 beziehungsweise 0,12 μg/l auf sowie im Münchner Hasenbergl ebenfalls 0,11 μg/l.

Bei den getesteten Substanzen handelt es sich um perfluorierte Tenside (PFT). Unter diesem Begriff werden organische Verbindungen zusammengefasst, bei denen alle Wasserstoffatome am Kohlenstoffgerüst durch Fluoratome ersetzt wurden. Die beiden wichtigsten PFT-Vertreter sind Perfluoroktansäure (PFOA) und die Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). Aufgrund ihrer thermischen und chemischen Stabilität, ihrer Beständigkeit gegenüber UV-Strahlung und Verwitterung sowie der schmutz-, farb-, fett-, öl-, und wasserabweisenden Eigenschaften fanden diese Verbindungen in einer Vielzahl von Industrie- und Konsumprodukten Verwendung -beispielsweise bei Textilien, Funktionsbekleidung, Pfannen, Papier und Verpackungen, Teppichen, Farben, Reinigungsmitteln und Kosmetikartikeln.

Für Menschen und Tiere sind perfluorierte Tenside giftig. Sie sind krebserregend und in hohen Konzentrationen auch fortpflanzungsschädigend. Sie lagern sich im Blut und im Organgewebe, insbesondere in der Leber, ab und werden nur langsam ausgeschieden (Halbwertszeit beim Menschen 4,5 Jahre). Da perfluorierte Tenside nicht abbaubar sind, reichern sie sich zudem in der Nahrungskette an. Aufgrund ihrer Persistenz und Akkumulation in Organismen und in der Umwelt wurden manche PFT bereits verboten.

Deshalb fragen wir:

  1. Dass ein einzelner Verursacher die Stoffe einmalig freigesetzt hat, wird mittlerweile ausgeschlossen. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Chemikalien nach wie vor ins Grundwasser eingeleitet werden?
  2. Eine Fehlauslösung einer Feuerlöschanlage im BMW-Werk Dostlerstr. wird als Ursache ebenfalls ausgeschlossen. Das erfolgreiche Sanierungskonzept in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem RKU konnte den Wert von 2,0μg/l (20fache des Schwellenwerts) auf 0,21μg/l senken. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich die festgestellten hohen Konzentrationen in den kommenden Jahren dennoch im Abstrom von München und in der Moosach abbilden und in welcher geschätzten Konzentration könnte dies der Fall sein?
  3. Wann ist mit Ergebnissen der im März startenden Messkampagne zu rechnen?
  4. Wird sich die Quelle der PFC-Belastung auf Basis dieser Ergebnisse räumlich eingrenzen lassen?
  5. Muss die Messkampagne ggf. angepasst oder erweitert werden, um eine räumliche Eingrenzung zu ermöglichen?

gez.
Dr. Julia Schmitt-Thiel
Lars Mentrup
Andreas Schuster
Anne Hübner
Felix Sproll
Klaus Peter Rupp

SPD/Volt-Stadtratsfraktion

Mona Fuchs
Dominik Krause
Thomas Niederbühl
Judith Greif
Clara Nitsche
Julia Post
Dr. Florian Roth
Christian Smolka

Fraktion Die Grünen – Rosa Liste